Mitgliedschaft im Verein Dorfstromer e. V.


Daten angezeigt aus Sitzung:  12/2016-2021. Sitzung des Ausschusses für Familie, Soziales, Kultur und Sport, 01.10.2019

Beratungsreihenfolge

Sachverhalt

Eine nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum muss aus verschiedenen Bausteinen bestehen, die sich gegenseitig ergänzen. Neben dem Ausbau des ÖPNV müssen neue Mobilitätsformen auf die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger eingehen und gleichzeitig Klimaschutzziele berücksichtigen. Die Initiierung eines Car-Sharings mit Elektrofahrzeugen wurde erfolgreich durch den Verein Dorfstromer e. V. für das Alte Land und Horneburg durchgeführt.

Car-Sharing ist die organisierte, gemeinschaftliche Nutzung von Kraftfahrzeugen. Der gemeinnützige Verein Dorfstromer e.V. setzt sich das Ziel, ein regionsweites stationsbasiertes Car-Sharing mit Elektrofahrzeugen aufzubauen. Er will Finanzier und Betreiber eines regionsweiten Carsharingsystems werden. So soll im ländlichen Raum, möglichst das Zweitauto ersetzt werden.

Derzeit  sind  vier  Standorte  für  Elektrofahrzeuge  im  Jorker Zentrum,  Steinkirchen,  Hollern-Twielenfleth  und  Horneburg vorhanden. Die  Standorte  sind  so  geplant,  dass  einer  dieser Standorte  für  möglichst  viele  Bürgerinnen  und  Bürger  der Region  innerhalb  von  zehn Minuten  mit  dem  Fahrrad erreichbar  sind. Bei guter Auslastung und weiter steigender Nachfrage kann das Projekt um weitere Standorte ergänzt werden. Das  E-Carsharing  soll  für  Bürgerinnen  und  Bürger, Unternehmen,  Kommunen  und  den Tourismus  nutzbar  sein. Voraussetzung für die Nutzung ist die Mitgliedschaft im Verein.

Gäste können über die Mitgliedschaft des jeweiligen Gastbetriebs das Fahrzeug buchen. Nutzungskosten sollen sozialverträglich sein. Zum  derzeitigen  Stand  sollen  die Fahrzeuge  über  ein  Online-Buchungsportal  oder  per  App buchbar sein. Durch Abfragen vor und nach der Fahrt wird sichergestellt, dass das Fahrzeug ordnungsgemäß übergeben wird. Für Gewerbetreibende wird automatisch ein individuelles Fahrtenbuch erstellt. Die Verwaltung bewertet diese Aktivitäten aus Sicht des Klimaschutzes positiv.

Die positiven Effekte für die Region sind vielfältig: Der Individualverkehr vor Ort nimmt ab, der Zweitwagen kann abgeschafft werden. Dies führt zu einer Reduzierung der CO2-Emissionen und der Feinstaubelastung. Des Weiteren trägt das E-Carsharing Projekt zu einer Steigerung der Attraktivität der Region auch in touristischer   Hinsicht   bei. Die   Erlebbarkeit   der Elektromobilität   vor   Ort   führt außerdem dazu, dass Vorurteile gegenüber dieser Mobilitätsform abgebaut werden. Die Kommunen können diese positiven Entwicklungen durch eine Mitgliedschaft unterstützen und das E-Carsharing Fahrzeug ebenfalls für den eigenen Fuhrpark nutzen.

Ein Vertreter des Vereins Dorfstromer e. V. wird im Rahmen der Sitzung das Projekt vorstellen. Ein Entwurf einer Präsentation ist als Anlage beigefügt. Als Standort kommt für einen möglichen Dorfstromer die Stromtankstelle vor dem Rathaus als zentraler Ort in Betracht.

Des Weiteren ist darauf hinzuweisen, dass mittelfristig ein Ersatz des vorhandenen Dienstwagens (Baujahr 2008) durch die Nutzung des Dorfstromers durch die Verwaltung möglich erscheint.

Beschlussempfehlung

Die Gemeinde Drochtersen wird zum nächstmöglichen Zeitpunkt Mitglied im gemeinnützigen Verein Dorfstromer e.V. Haushaltsmittel für die jährlichen Mitgliedsbeiträge und die oben dargestellte Mindestnutzung sind ab  dem Haushaltsjahr 2020 einzuplanen.

Haushaltsrechtliche Auswirkungen

Die Mitgliedschaft in dem Verein ist beitragspflichtig. Durch die Mitgliedsbeiträge wird die Finanzierung der Elektrofahrzeuge gewährleistet. Für die Gemeinde Drochtersen entsteht eine Kostenwirkung in Höhe von 100,00 €/Monat, d.h. 1.200,00 € pro Jahr. Ebenso ist in der Startphase des Projektes durch die Gemeinde Drochtersen zu gewährleisten, dass es eine Mindestnutzung von 50 Stunden/Monat (4 € je Stunde) gibt. Zu berücksichtigen ist die Nutzung durch alle Mitglieder an dem Standort in Drochtersen. Hier sollte eine Dauer von 6 Monaten angenommen werden und anschließend eine Auswertung mit dem Verein geben. Entsprechende Haushaltsmittel sind einzuplanen (insgesamt 2.400 € für das HH-Jahr 2020).

Diskussionsverlauf

Herr Schmidt erläutert, dass die Mitgliedschaft im Verein für Jedermann möglich ist. Ziel ist es, das Zweitauto zu ersetzen. Das E-Carshering soll für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Kommunen und den Tourismus nutzbar sein. Jork, Horneburg und die Samtgemeinde Lühe sind bereits Mitglieder; Nordkehdingen und Drochtersen sollen jetzt dazu kommen. Das Angebot ist eine Ergänzung zum ÖPNV, keine Konkurrenz. Positive Effekte sind unter anderem die CO2-Belastung und die Verringerung des Verkehrs.
Ein Nebeneffekt ist die Steigerung der Attraktivität einer Gemeinde und die Förderung sozialer Kontakte.
Im Mai 2019 wurde mit der Vermietung von einem Fahrzeug begonnen und ab August diesen Jahres gibt es drei zu vermietende Fahrzeuge. Bei den Fahrzeugen handelt es sich um PKW’s der Renault, 5-türig, 5 Sitze, mit ca. 300 Km Reichweite und einem geräumigen Kofferraum für Einkäufe.
Die Fahrzeuge können über ein Internetportal (App) gebucht werden. Es wird ein digitales Fahrtenbuch geführt. Die Aufladung der Fahrzeuge erfolgt zwischen den Vermietungen. Das Fahrzeug wird mittels einer App geschlossen und geöffnet. Verwaltungen öffnen das Fahrzeug mittels einer RFID-Karte.

Die Kosten für den Mitgliedsbeitrag sind:
  • 5,00 Euro p. Monat für Einzelpersonen
  • 8,00 Euro p. Monat für Familien
  • 20,00 Euro p. Monat für Gewerbetreibende
  • 100,00 Euro p. Monat für Gemeinden.
Für die Nutzung fallen 4,00 Euro pro Stunde an.
Herr Mehlis ist begeistert von der Idee; es handele sich hier um ein durchdachtes Konzept im Hinblick auf die Ausführung im Ehrenamt und fragt an, wie es sich mit der Wartung der Fahrzeuge verhält.
Herr Schmidt erläutert, dass nur berechtigte Händler eine Wartung durchführen dürfen. Im Fall einer Wartung werden keine Ersatzfahrzeuge gestellt.
Frau Prott erkundigt sich, wieviele Personen in 10 Minuten den Standort erreichen können.
Herr Schmidt erläutert hierzu, dass 1.600 Personen zu Fuß und 5.800 Personen diesen mit dem Fahrrad erreichen könnten.
Herr Dieter-Völkers fragt nach, wieviel Vorlaufzeit für den Beginn des Projektes nach einem positiven Beschluss benötigt wird. Herr Schmidt gibt ca. 6 bis 8 Wochen vor.
Herr Kowald möchte die Bürger im Rahmen des Drachenfestes auf Krautsand ausführlich informieren, da es eine Skepsis der Bürger seitens des E-Autos gibt.
Frau Dammers schildert ihre Erfahrung mit dem Carsharingsystem und sieht seitens der Gemeinde/Verwaltung eine erhebliche Ersparnis.
Herr Middeke sieht das Problem, dass, während das Auto in der Werkstatt ist, die Mitarbeiter kein Fahrzeug zur Verfügung haben. Wie hoch wären die Ladezeiten?
Herr Schmidt gibt für die Ladezeit durchschnittlich 15 bis 30 Minuten an.
Frau Dall fragt, ob das Auto irgendwo abgestellt werden kann ?
Herr Schmidt verneint dieses. Der Abholort ist auch der Ankunftsort.
Herr Kowald sagt, dass eine Ladestation im Dorf nicht Bedingung ist. Drochtersen wäre ein Vorreiter für die Region.
Der Bürgermeister schlägt vor, die vorhandene Ladestation zu nutzen. Das Projekt sollte erst einmal an den Start gehen, um ein Signal an die Bevölkerung zu geben. Die Verwaltung sieht das Projekt positiv und möchte das Sharing auf jeden Fall nutzen und unterstützen.
Herr Schmidt erklärt, dass nach Anschaffung des PKW’s die Nutzung sprunghaft angestiegen ist. Zum Beispiel haben einige Bürger nach Renteneintritt den zweiten PKW abgeschafft.
Frau Prott fragt, ob es eine Führerscheinkontrolle gibt und wer diese kontrolliert.
Herr Schmidt erläutert, dass bei Bürgern die Vermietung kontrolliert und bei Gemeinden dies die Verwaltung übernimmt.

Herr Heinsohn erkundigt sich, wer die Autos wäscht?
Herr Schmidt erläutert, dass durch die Mitgliedschaft im Verein eine grundsätzlich höhere Bereitschaft zum sorgsamen Umgang mit dem Fahrzeug besteht. Grundsätzlich haben natürlich alle Benutzer eine Fürsorgepflicht. Es handelt sich um Nichtraucherfahrzeug und es befindet sich z.B. im Falle Jork schon von Beginn an ein 50 Cent-Stück im PKW für die Einkaufswagennutzung.
Herr Middeke fragt, ob es eine Möglichkeit des Nachbuchens gibt. Wenn man einen Arzttermin wahrnimmt, dauert es doch schon mal länger?
Herr Schmidt antwortet, dass man bei Verlängerung der vorgesehenen Mietdauer eine Nachbuchung über die App oder telefonisch vornehmen kann. Sowie bei der Abgabe vor Ablauf der vorgesehenen Mietdauer nur die tatsächliche Zeit abgerechnet wird.
Frau Dall fragt, ob auch noch andere Gemeinden Interesse an diesem Projekt haben?
Herr Schmidt antwortet, dass auch die Gemeinden Himmelpforten/Oldendorf, Nordkehdingen und Fredenbeck Interesse bekundet haben. Es gibt auch Anfragen von der Gemeinde Winsen oder Lüchow Dannenberg; man wird sich generell über Gelerntes mit anderen Kommunen austauschen.
Herr Krohne fragt, ob das Fahrzeug auch an andere Gemeinden ausgeliehen werden kann.
Herr Schmidt antwortet, dass das Ziel sei, alle umliegenden Gemeinden zu vernetzen.
Frau Dammers betont noch einmal, dass alle ihre Erfahrungen immer durchweg positiv waren und es nie Probleme gab.

Beschluss

Die Gemeinde Drochtersen wird zum nächstmöglichen Zeitpunkt Mitglied im gemeinnützigen Verein Dorfstromer e.V. Haushaltsmittel für die jährlichen Mitgliedsbeiträge und die oben dargestellte Mindestnutzung sind ab dem Haushaltsjahr 2020 einzuplanen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 9, Dagegen: 0 , Enthaltungen: 0

Datenstand vom 04.11.2019 12:58 Uhr