Optimierung der Abwasserreinigungsanlage Drochtersen


Daten angezeigt aus Sitzung:  02/2021-2026. Sitzung des Ausschusses für Bau und Verkehr, 25.01.2022

Beratungsreihenfolge

Sachverhalt

Abwasserreinigung in der Gemeinde Drochtersen im Einzugsbereich der Kläranlage Drochtersen;
hier: Neuinvestition in das Belebungsbecken durch den Einbau neuer Plattenbelüfter

Quelle: www.ewe.de/abwasserreinigungsanlagen/drochtersen
Allgemeine Daten zur Abwasserreinigungsanlage Drochtersen (ARA)

Quelle: Gemeinde Verwaltung – Fachbereich III

Die ARA ist für die Entsorgung und fachgerechte Reinigung des Schmutzwassers in einem Teil der Gemeinde Drochtersen zuständig.
Die Anlage wurde im Jahr 1967 errichtet. Für diesen Zweck wurde die Kläranlage für eine Auslastung von 7.500 Einwohnergleichwerten ausgelegt.
Weitere Bestandteile sind die dezentralen Pumpwerke, die sich aus 29 Haupt- und 110 Klein-pumpwerken zusammensetzen. Diese leiten der ARA das Schmutzwasser über ca.38km Kanal zu.
Das Einzugsgebiet erstreckt sich von Hüll, über Dornbusch und Krautsand bis nach Drochtersen. Die Ortschaften Ritsch, Assel und Barnkrug sind nicht an die ARA angeschlossen und führen deren Schmutzwasser an den Abwasserzweckverband Assel-Bützfleth ab.

Aktuelle Problemstellungen in der Abwasserreinigung -> erforderliche Sofortmaßnahmen
Durch die bisherige Entwicklung im Einzugsbereich der ARA ist die Menge der zu reinigenden Abwässer stetig gestiegen. In der aktuellen Ausbausituation der technischen Anlagen ist eine ordnungsgemäße Reinigung des Abwassers nicht mehr sichergestellt. Es ist erforderlich, umgehend Maßnahmen zu ergreifen, um die Reinigung des Schmutzwassers sicher zu gewährleisten.
Hierfür ist es angedacht, die Belüftung des Belebungsbeckens zu erneuern und in der Leistungs-fähigkeit zu erhöhen. Die Kosten werden seitens der EWE Wasser GmbH (folgend EWE genannt) mit Übersendung eines indikativen Angebotes vom 07.01.2022 auf rund 360.000,- € (brutto) beziffert. Inbegriffen sind die Investitions- und die erforderlichen Planungskosten.

 
Quelle: Angebotsschreiben EWE Wasser GmbH vom 07.01.2022
Diese Maßnahme ist erforderlich, um den aktuellen Betrieb der Kläranlage sicher zu stellen. Erforderlich werden diese durch den erhöhten Reinigungsaufwand der gestiegenen Schmutzfracht im Abwasser, um die behördlichen Parameter für die Einleitung des geklärten Abwassers in den Gauensieker Hafen einhalten zu können.
Unabhängig von Entscheidungen bzgl. der mittelfristigen Perspektive für die Abwasserreinigung in Drochtersen, gehen wir aktuell von einer Zeitspanne von mindestens drei bis vier Jahren aus, die die bestehende Anlage weiter betrieben werden muss. Die vorgestellte Maßnahme dient ausschließlich zur Sicherstellung des Ist-Zustandes und nicht zur Erhöhung der Reinigungs-leistung der Anlage.
Durch eine erhaltene Rüge des Landkreises Stade im Dezember 2021 sowie einer Bedenken-anzeige der EWE vom 10.1.2022 ist es nun unumgänglich, sofort geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Ansonsten besteht die akute Gefahr einer Gewässerverschmutzung, die unter Umständen gemäß § 324 StGB zu Geldbußen oder auch zu persönlichen juristischen Folgen der verantwortlichen Mitarbeiter beim Dienstleister und der Verwaltung führen kann.
Die Entwicklung weiterer Wohn- und Gewerbeflächen in Drochtersen, Dornbusch, Hüll und Krautsand ist unter den aktuellen Voraussetzungen nicht möglich.

Historischer Werdegang zu investiven Maßnahmen, ab 2016 bis jetzt
Im Jahr 2016 teilte die EWE als Eigentümerin der Kläranlage mit, dass die gemäß vertraglicher Vereinbarung übernommene Verpflichtung zur Reinigung der Abwässer aus Drochtersen nicht mehr gesichert ist. Die technische Ausstattung sowie die kapazitive Reinigungsleistung entsprachen schon damals nicht mehr den Anforderungen. Für die Reinigungsleistung wird eine Bemessungsgröße von 7.500 Einwohnergleichwerten (EGW) benannt. Dieser Schwellenwert wird in der tatsächlich auftretenden Belastung überschritten, so dass hier bereits die Schmutzfracht von weitaus mehr EGW der Abwasserreinigungsanlage zur Klärung zugeführt wird. Um diese Mehrbelastung und auch eine künftige Entwicklung im Anschlussbereich der ARA in der Gemeinde zu berücksichtigen, soll die Kläranlage durch eine separate Maßnahme auf eine Reinigungs-leistung von ca. 11.500 EGW erhöht oder das Schmutzwasser zur Reinigung nach Stade abgeführt werden. Wie schon vorab beschrieben, hat diese Betrachtung aber nichts mit der hier geschilderten Fragestellung zu tun.
Zur Erläuterung der technischen Maßnahme wird ein Vertreter der EWE an der Ausschusssitzung teilnehmen.

Beschlussempfehlung

Der Ausschuss für Bau und Verkehr empfiehlt dem Verwaltungsausschuss zu beschließen, die EWE mit der Durchführung der erforderlichen Neuinvestition mit Kosten in Höhe von 360.000,-€ (brutto) zu beauftragen.

Haushaltsrechtliche Auswirkungen

Gemäß des gültigen Vertrags zwischen der EWE und der Gemeinde Drochtersen sind Investitions-kosten vollumfänglich durch die EWE zu leisten. Diese legt die Kosten anschließend mittelbar (also über die jährliche Betriebskostenabrechnung inkl. Abschreibungen mit der Gemeinde) über die Abwassergebühren auf die Allgemeinheit im angeschlossenen Bereich der Gemeinde um. Somit entsteht der Gemeinde kein direkter Kostenaufwand und es müssen derzeit keine zusätzlichen Haushaltsmittel bereitgestellt werden.
Der Vertrag beinhaltet aber eine Klausel, die eine Zustimmung der Gemeinde bedarf, um eine solche Investition zu tätigen.

Diskussionsverlauf

Der Ausschussvorsitzende ruft den TOP 4 auf. Dieser behandelt den jetzigen Ist-Zustand der Abwasserreinigungsanlage. Der Bürgermeister Herr Mike Eckhoff bedankt sich bei den Anwesenden Fachleuten der EWE Wasser für die Unterstützung bei der Sitzung. Um den Anlagenbetrieb auch weiterhin ordnungsgemäß aufrecht zu erhalten, sind nun Investitionen gemäß der Vorlage in das Belebungsbecken notwendig, um dem Reinigungsprozess des Abwassers die erforderliche Menge Sauerstoff durch eine Erweiterung der Belüftungselemente, Plattenbelüfter, zuzuführen. Über diese Maßnahme soll beraten und abgestimmt werden.

In dem Sitzungsverlauf ergibt sich eine breite und tiefgehende Diskussion über die Sofortmaßnahme und den möglichen zukünftigen Verbesserungsmaßnahmen
Der Bürgermeister Herr Eckhoff erklärt, dass die Sofortmaßnahmen mit vorausschauendem Blick auf weitere Verbesserungsmaßnahmen gerichtet sind.

Frau Kampe von der EWE Wasser GmbH erläutert, dass die Überlastungen bei der Schmutzfracht und auch eine hydraulische Überlastung in Spitzenbelastungen entstehen. Das Volumen reicht nicht aus, sodass die Anlage überlastet ist. Sie ist lediglich für eine Menge von 7500 EGW geschaffen, zurzeit muss sie in den auftretenden Spitzen die Menge von ca.10000 EGW bewältigen.

Frau Kampe erklärt weiterhin den zeitlichen Ablauf. Beim Beschluss der Vorlage erfolgt der Anstoß für den Einbau der Plattenbelüfter, ein genaues Enddatum kann jedoch zum aktuellen Zeitpunkt nicht benannt werden. Die Lieferprobleme dürfen nicht unterschätzt werden. Der Einbau der Lüftungselemente könnte aber im Sommer 2022 erfolgen.

Bezogen auf die Beschlussvorlage stellen Vertreter aller Fraktionen, hier namentlich die Herren Baumgarten, Weber und Wrage, die Notwendigkeit des Einbaus der Plattenbelüfter fest.
Es werden keine Änderungen an der Beschlussvorlage beantragt, also stellt der Ausschussvorsitz die Vorlage zur Abstimmung.

Beschluss

Der Ausschuss für Bau und Verkehr empfiehlt dem Verwaltungsausschuss zu beschließen, die EWE mit der Durchführung der erforderlichen Neuinvestition mit Kosten in Höhe von 360.000,-€ (brutto) zu beauftragen.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 8, Dagegen: 0 , Enthaltungen: 1

Datenstand vom 04.02.2022 12:02 Uhr