Wohnbaulandanalyse „vertiefende Analyse von Wohnbauflächen in Drochtersen“


Daten angezeigt aus Sitzung:  11/2016-2021. Sitzung des Ausschusses für Gemeindeentwicklung, Umwelt und Tourismus, 14.03.2018

Beratungsreihenfolge

Sachverhalt

Ziele/Anlass der Planung
Bei der Aufstellung von Bauleitplänen sind öffentliche und private Belange untereinander gerecht abzuwägen. Zu solchen Belangen gehören laut § 1 Abs. 6 Nr. 2 BauGB u.a. Wohnbedürfnisse der Bevölkerung, die Schaffung und Erhaltung sozial stabiler Bewohnerstrukturen und die Bevölkerungsentwicklung sowie laut § 1 Abs. 6 Nr. 4 BauGB u.a. die Erhaltung und Fortentwicklung von vorhandenen Ortsteilen.

Aus diesem Grund hat die Gemeinde Drochtersen das Institut für Wohnungswesen, Immobilienwirtschaft, Stadt- und Regionalentwicklung (InWIS) aus Bochum mit der Analyse des Wohnbaulandes der Gemeinde, beauftragt. Ziele dieser vertiefenden Analyse der Wohnbauflächen (Potentiale sowie in Planung befindliche) sind, das Aufzeigen
  • eines Wohnbedarfes bis 2025,
  • konkreter Handlungsbedarfe für die einzelnen Teilbereiche des Wohnungsmarktes sowie
  • einer qualitativen Bewertung der vorhandenen Flächenpotentiale.

Diese Analyse erfolgt unter Einbeziehung zurückliegender Bevölkerungs- und Wohnungsmarktentwicklungen sowie der Ergebnisse aus einer Stärken- und Schwächenanalyse des Drochterser Wohnungsmarktes.

Diese Analyse bietet eine gute Grundlage für die Begründung eines Erfordernisses aktueller Bauleitplanverfahren sowie zukünftiger Entwicklungen von Baugebieten. Sie dient insbesondere als Entscheidungshilfe für die Gemeinde und zeigt eventuellen Handlungsbedarf in den einzelnen Ortschaften auf.

Die Ergebnisse dieser Analyse werden derzeit fertiggestellt und in der 10. Kalenderwoche in das Ratsinformationssystem hochgeladen.

Beschlussempfehlung

Der Ausschuss für Gemeindeentwicklung, Umwelt und Tourismus empfiehlt dem Verwaltungsausschuss zu beschließen, die vorliegende Wohnbaulandanalyse  „vertiefende Analyse von Wohnbauflächen in Drochtersen“ zur Kenntnis zu nehmen und als Handlungsempfehlung bei der zukünftigen Bauleitplanung zu berücksichtigen bzw. anzuwenden.

Diskussionsverlauf

Frau Lorenz vom Institut InWIS stellt die Ergebnisse der Wohnbaulandanalyse anhand einer PowerPoint-Präsentation (siehe Anlage) vor. Die Analyse wurde im Wesentlichen auf Grundlage statistischer Erhebungen der NBank und NIW (Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung) erstellt. Die NBank geht von einem Bevölkerungsrückgang von 2,27 % und NIW von 0,91 % bis 2025 aus. Im Gemeindegebiet besteht derzeit ein Potenzial von ca. 260 Wohneinheiten (kurz- und langfristig). Frau Lorenz stellt die aktuelle Situation auf dem Wohnungsmarkt in Drochtersen vor und erläutert daraufhin die Bedarfsermittlung: Anhand des InWIS-Standortrankings wurden die einzelnen potenziellen Wohnbauflächen bewertet. Mit Hilfe der SWAT-Analyse konnten Handlungsempfehlungen auch im Hinblick auf die unterschiedlichen Zielgruppen ausgearbeitet werden. Insbesondere Wohnungen für ältere Jahrgänge werden zukünftig erforderlich sein. Zudem sollte zum Erhalt der Familienfreundlichkeit genügend Bauland für Familien vorhanden sein. Die Gemeinde sollte aber auch den 18- bis 30-jährigen Wohnraum anbieten, um junge Leute und Familien in der Gemeinde zu halten. Das Nachfragepotenzial kann mit Hilfe eines regelmäßigen Monitorings intensiv beobachtet werden. Derzeit wird eine Realisierung von 30-35 Wohneinheiten pro Jahr empfohlen. Das Angebot im Mehrfamilienhaussegment sollte ausgeweitet werden. Drochtersen ist insbesondere für Familien attraktiv und das Angebot an Bauland für EFH sollte als Standortvorteil genutzt werden.
Nach der Vorstellung einer Reihenfolge der Wohnbaulandmobilisierung folgten Fragen aus den Fraktionen:
Das Ausschussglied Cornelius van Lessen möchte wissen, ob in den Bevölkerungsprognosen auch Flüchtlinge einbezogen worden sind. Des Weiteren möchte er wissen, warum es so große Abweichungen bei den Prognosewerten zwischen den beiden Instituten gibt. Frau Krüger erklärt zunächst, dass die Flüchtlingszahlen mit in die Wohnungsbedarfsprognose eingeflossen sind. Da es sich um unterschiedliche Institute handelt, diese mit unterschiedlichen Basisjahren rechnen und abweichende Methoden bei der Berechnung angewendet wurden, sind die Unterschiede vollkommen normal. Wichtig sei nur, dass man regelmäßig ein Monitoring durchführt. Dabei kann deutlich werden, welcher Prognose man als Gemeinde eher nahekommt. Der Autobahnausbau bzw. die Fertigstellung des Autobahnkreuzes wurden bei beiden Instituten nicht berücksichtigt. Ein Monitoring sei auch in dieser Hinsicht wichtig, um rechtzeitig den veränderten Bedarfen gerecht zu werden.
Das Ausschussglied Jens Schütt fragt nach weiteren Differenzierungsmöglichkeiten beim Umsetzungszeitraum. Frau Krüger macht deutlich, dass hier von fünf-Jahresschritten ausgegangen werden kann. Bereits der Zeitraum bis 2025 ist im Wohnungsbau recht kurz.
Das Ausschussmitglied Marc Hagenah möchte wissen, ob das Gutachten als Grundlage für eine Lückenbebauung in Drochtersermoor genutzt werden kann. Der Bürgermeister Mike Eckhoff erklärt, dass die Bebaubarkeit trotz des Gutachtens noch geprüft werden muss.
Das Ausschussmitglied Marcus Wrage verweist auf zukünftige Leerstände, die aufgrund des Wohnungswechsels älterer Personen in kleinere Wohnungen, entstehen. Frau Krüger erklärt, dass diese Leerstände bei der Betrachtung des verfügbaren Wohnungsbestandes berücksichtigt wurden.
Das Ausschussglied Cornelius van Lessen möchte wissen, in wie vielen Bauabschnitten das Baugebiet Triftweg/Grefenstraße-Süd entwickelt werden soll. Frau Lorenz empfiehlt die Umsetzung in min. zwei Bauabschnitten.
Der Bürgermeister Mike Eckhoff bringt zum Ausdruck, dass die Entwicklung von Baugebieten in der Gemeinde durch private Investoren begrüßt wird. Des Weiteren macht er deutlich, dass der Zeithorizont bei der Umsetzung der Baugebiete wichtig ist. Herr Andree Kahl ergänzt, dass die Nachfrage nach Bauland in der Praxis von der theoretischen Annahme abweichen kann. Man muss flexibel reagieren können. Derzeit liegen bereits 80-90 Anfragen für Wohnbaugrundstücke für das gesamte Gemeindegebiet vor.
Herr Eckhoff weist darauf hin, dass sich die Kommunen in einer Konkurrenzsituation befinden. Insofern ist es wichtig, ein breites Wohnraumangebote zu schaffen.
Das Ausschussglied Jens Schütt verdeutlicht, dass alle Ortschaften von Drochtersen gleichermaßen entwickelt werden sollen.
Abschließend erklärt Frau Krüger, auf Anfrage des Ausschussgliedes Cornelius van Lessen, dass auch ein Angebot an preisgünstigen Wohnraum (öffentlich gefördert) wünschenswert ist.
Hinweis der Verwaltung:
Auf Seite 70/71 der Wohnbaulandanalyse erfolgt eine Anpassung des Absatzes zur Baufläche „Am Sportplatz“.

Beschluss

Der Ausschuss für Gemeindeentwicklung, Umwelt und Tourismus empfiehlt dem Verwaltungsausschuss zu beschließen, die vorliegende Wohnbaulandanalyse  „vertiefende Analyse von Wohnbauflächen in Drochtersen“ zur Kenntnis zu nehmen und als Handlungsempfehlung bei der zukünftigen Bauleitplanung zu berücksichtigen bzw. anzuwenden.

Abstimmungsergebnis
Dafür: 9, Dagegen: 0 , Enthaltungen: 0

Datenstand vom 28.03.2018 09:28 Uhr